Unsere Orgel

Sauer-Wolter-Orgel

Der Name Orgel stammt von dem lateinischen Wort Organum und bedeutet Werkzeug.

Bedeutsam für die großartige Wirkung einer Orgel sind ihre Stimmen, auch Register genannt. Als Register bezeichnet man eine vollständige Reihe von Pfeifen gleicher Bauart. Für jeden Ton ist eine Pfeife vorhanden; in Mixturen für jeden Ton sogar 3 bis 6 Pfeifen. Es gibt Register, die einer Flöte ähneln oder einer Oboe, einer Trompete oder einem Kontrabass.

Es gibt sehr zarte Stimmen, aber auch sehr kräftige. Diese verschiedenen Register geben der Orgel ihre Klangfülle und Erhabenheit; ja, ihre Seele. Das Besondere der Klangschönheit liegt in der Kunst der Orgelbaumeister, aber auch in der Kunst der Organisten verborgen, wie mit dem Schatz Orgel umzugehen verstanden wird. Die Form der Pfeifen, Güte und Zusammensetzung des Materials und die hohe Kunst des Intonierens sind die großen (und sorgsam gehüteten) Geheimnisse der Orgelbaumeister.

Die Orgel der Evangelischen Dorfkirche zu Hönow

Vom Vorgängerbau der heutigen Orgel ist leider nichts bekannt, nur dass die Schuljungen an jedem Sonntag die Pflicht hatten, den Blasebalg zu treten oder die Glocken, damals noch mit einem Seil, zu läuten.

Leider sind in den Kriegswirren sämtliche Unterlagen über das Instrument abhanden gekommen, bis auf ein Foto, welches vor der Zerstörung aufgenommen wurde.

1952 wendete sich der Gemeindekirchenrat Hönow an die Orgelbaufirma Sauer (Frankfurt /Oder), um eine zweimanualige Orgel in Auftrag zu geben.

Geplant war ein Instrument mit 10 klingenden Registern, 2 Manualen und Tremulant. Es sollte ein möglichst kerniges Werk nach norddeutschem Stil werden. Dabei wurde zum erstenmal auf die äußerst komplizierte Akustik der Kirche hingewiesen.

Die Antwort Sauers war zunächst ernüchternd, denn die Kosten für einen Orgel-Neubau in dieser Dimension überstiegen bei Weitem die Möglichkeiten der Hönower Gemeinde, wurde doch gerade die Kirche mit einer Summe von 25.000,- DM wieder „Gottesdienstfähig gemacht“.

So kam es in diesen schwierigen Zeiten  zu einigen Kuriositäten. Zum Beispiel hatte die Gemeinde Hönow Kiefernholz vorrätig und bat die Firma Sauer, dieses zu verrechnen. Es wurden auch Anteil-Scheine, also Aktien für den Bau der Orgel in Umlauf gebracht, wobei die Hönower Bürger den größten Anteil einbrachten.

Als im Jahre 1992 eine neue Heizung in die Kirche eingebaut wurde, versagte die ohnehin schon technisch anfällige Orgel ihren Dienst und blieb bis 1996 stumm. Orgelbau Sauer wurde in diesem Jahr mit einer Generalreparatur und dem Einbau eines weiteren Registers – nämlich der Klangkrone „Mixtur“, einem überaus glänzenden und füllendem Register – beauftragt. So fehlten dem Instrument aber die warmen, vollen Klänge, die man von einer guten Orgel erwartet. Die Märkische Oderzeitung schrieb dazu einmal: „Die Orgel tat nur noch den Ohren weh“.

1997, mit Beginn des Wirkens des Organisten Harald Berghausen, wurde mit seinem Bestreben und tatkräftiger Unterstützung das Ziel verfolgt, der Orgel ihre ursprünglich geplante Farbigkeit zu geben, um Konzerte und eine wertvolle Gottesdienst – Umrahmung zu erreichen.

Pfarrer Täuber und der Gemeindekirchenrat beauftragten in diesem Jahr vier Orgelbau-Werkstätten Deutschlands, Konzeptionen und Kostenvoranschläge für unsere Orgel zu erarbeiten. Die Orgelbau-Werkstatt Rainer Wolter / Zudar auf Rügen überzeugte mit ihrer klanglichen Konzeption am meisten.

Am 20. Dezember 1998 konnte die nun völlig überarbeitete Orgel durch Kirchenmusikdirektor Roland Münch (1936-2001) und Superintendent Rissmann feierlich eingeweiht werden.

Aber auch diesmal reichten die finanziellen Mittel für die Vollendung des Instruments nicht aus; so kam erst im Jahr 2002 ein neuer Wind-Motor hinzu und im Jahr 2003 konnten endlich die alten Membranen, die 50 Jahre ihren Dienst taten, der pneumatischen Orgel erneuert werden.

Insgesamt besitzt die Orgel nun mehr als 700 Pfeifen und 10 klingende Register, 2 Tremulanten und Koppeln. Register und Traktur sind pneumatisch, der Ton-umfang der Manuale beträgt C-f“‘ und der des Pedals C-f‘.

Am 21. Dezember 2003 feierten wir mit einem Festkonzert und neuer Orgel ein doppeltes Orgel-Jubiläum: 50 Jahre Sauer-Orgel und 5 Jahre Sauer-Wolter-Orgel.

Wenn man beide Dispositionen vergleicht, ist zu erkennen, dass die Orgel grundstimmiger und runder im Klang wurde und außerdem äußerst interessante Klangvariationen bekam.

Übrigens, wussten Sie, …

… dass die kleinste Metallpfeife (Zinn) unserer Orgel nur 1cm lang ist (ohne Pfeifenfuß) und    einen Innendurchmesser von 5mm hat?

… dass die größte Pfeife unserer Orgel 2,70m lang ist? Sie ist eine gedackte Holzpfeife, das    heißt dass sie oben geschlossen ist. Damit verlängert sich der Weg des Luftstroms im    Pfeifenkörper fast um das Doppelte.

… dass die neuen Holzpfeifen des Pedals (Violon) unserer Sauer-Wolter-Orgel aus drei    Sorten Holz besteht? Der Pfeifenkörper besteht aus abgelagerter schwedischer Kiefer, das Labial aus Rotbuche und der Pfeifenfuß aus Eiche.

… dass die Metallpfeifen aus einer Legierung aus Zinn, Blei und vielen Geheimnissen    bestehen? Der Prospekt der Orgel hat ausschließlich Zinkpfeifen, davon sind 12 „blind“,    also stumm.

… dass unsere Orgel bei ihrem Umbau um 142 Pfeifen erweitert wurde?

… dass unsere Orgel nach ihrer Erweiterung durch Reiner Wolter nun 780 Pfeifen besitzt?

… dass es den alten Brauch gibt, dass dem Orgelbau-Meister bei der Einweihung seiner Orgel der Rauminhalt der größten Orgelpfeife der gebauten Orgel in Wein zu „bezahlen“ ist? Das wären bei unserer Orgel 60 Liter edler Wein.

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