Geschichte der Hönower Dorfkirche

Die Feldsteinkirche ist das älteste Gebäude der Gemeinde Hönow. Die Kirche wurde vor 1250 – also in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet.

Baugeschichte

Der Chronist Oswaldt Meier beschreibt: „Sie ist ein rechteckiger Granitquaderbau mit eingezogenem Chor und halbrunder Apsis, die mit achteckigen Kreuzbögen überwölbt sind. Das Langhaus dazu ist mit 2 Kreuzgewölben überdeckt. Die ehemals schmalen gotischen Fenster sind vergrößert und mit Klinkern eingefasst. Die Kirche besitzt einen Westturm in Schiffsbreite, […] er ist mit dem Längsschiff durch einen großen gotischen Bogen verbunden. An der Südseite fällt ein halbrundes Portal aus Felssteinen auf. […] An Altertümern barg die Kirchen früher zwei Altarleuchter aus Messing und eine Turmglocke von 1473.“ Der im ganzen wuchtige Bau macht einen wehrhaften Eindruck.

Eine Besonderheit ist der „Schachbrettstein“ in der Südwestecke des Turmes – es ist wahrscheinlich das Zeichen der damaligen Erbauer, vermutlich einer friesischen Bauhütte. Genauer wurde die Bauzeit durch die Untersuchung der bei der Turmsanierung gefundenen Gerüsthölzer und der im Chor eingemauerten Fensterrahmen ermittelt. Sie ergab das Jahr 1254. Der Dachstuhl über dem Chor ist aus dem Jahre 1320. Vermutungen, der Turm sei erst später aufgesetzt worden, wurden durch die Bauuntersuchungen nicht bestätigt. Im Turm sichtbare waagerechte Baufugen sind die „Jahresabschlüsse“.

In unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche wurden bei archäologischen Ausgrabungen auch Reste einer slawischen Burg gefunden. Eine früher in der Nähe befindliche Anhöhe, der Blocksberg, wurde in den Jahren 1862 bis 1880 abgetragen. Vielleicht handelte es sich um eine Kultstätte aus wendischer Zeit, die Wall und Graben und in der Mitte diese kugelige Erhöhung aufwies. Die Vermutung, dass die Zisterziensermönche (aus Kloster Zinna) die Kirche an einer früheren Kultstätte errichtet haben, liegt nahe. Die Zisterziensermönche waren ein Pionierorden. Sie haben den Obstbau und die Landwirtschaft entscheidend gefördert. In der Baukunst gingen sie neue Wege. Sie errichteten Kirchbauten zumeist ohne Turm, voller Einfachheit und Andacht.

Über die Geschichte des ausgehenden Mittelalters wissen wir nur wenig. Die Hönower Kirche hatte eine Mutterkirche in Tasdorf. Die Hussiten sollen Hönow geplündert haben. Spätestens mit der Einführung der Reformation im Lande Brandenburg werden die Mönche Hönow verlassen haben. Im 30-jährigen Krieg wurde Mahlsdorf als Nachbarort schwer zerstört, vermutlich also auch Hönow. Das Kirchbuch wurde im Jahr 1695 neu angelegt und zählte damals fünf Bauernfamilien. Zum Wiederaufbau würde der Umbau des Kirchdaches passen. Die vermutlich ausgebrannte Kastendecke wurde durch die jetzigen Gewölbe ersetzt. Beleg dafür sind die Gewölbestützen im Kircheninnern, die Putzreste oberhalb der Gewölbe und die ebenfalls im Dach sichtbaren wesentlich höheren, ehemaligen Gewölbebögen. 2002 wurde bei einer archäologischen Schürfung auch die entsprechende Brandschicht gefunden.

Wann die Wendenpforte, eine Tür im Hauptschiff, zwischen den Fenstern auf der Südseite, geschlossen wurde ist unbekannt. Der Choreingang, ehemals den Mönchen vorbehalten, wurde daher zum Haupteingang umfunktioniert. Auch die Gutsherren von Hönow, Familie Dotti, benutzten das Südportal. Der Dachstuhl im Turm trägt die Jahreszahl 1710. Leider wurde die Pfarrstelle am 15.4.1794 aufgegeben und mit Ahrensfelde vereinigt. Die Kirchgemeinde wurde noch nach dem 2. Weltkrieg von Ahrensfelde, dann von der Nachbargemeinde Mahlsdorf aus betreut.

Die Kirche wird in ihren über 750 Jahren unzählige Taufen, Hochzeiten, Einsegnungen und Feste erlebt haben. Sie wurde durch die Dorfbewohner erhalten und gepflegt. In der Schulzeit haben fast alle älteren Hönower die Glocken geläutet oder den Blasebalg für die Orgel getreten. Umgeben ist die Kirche vom Kirchhof, auf dem jahrhundertelang die Bauern, Kosseten, Büdner und Anlieger ihre letzte Ruhe fanden. Früher stand auf dem Nachbargrundstück (hinter dem heutigen Neubau) das Hönower Schloss. Beide Bauwerke und ihre Umgebung gaben dem Dorf sein einmaliges Gepräge. Viele Postkarten aus alter Zeit geben diesen herrlichen Anblick wieder.

Die Glocken

Die älteste Glocke aus dem Jahre 1473 diente bis zum Ende des 2. Weltkrieges als Taufstein und ging dann verloren. Im Juli 1917 wurden zwei alte Bronzeglocken mit einem Gewicht von 4 und 14 Zentnern als Opfer für den Krieg abgegeben. Am 14.11.1923 konnten drei neue Klangstahlglocken (7, 10 und 18 Zentner) in feierlicher Weise eingeholt werden. Sie tragen als Inschriften: „Die Lebenden rufe ich zur Andacht herbei.“, „Den Toten läute ich Frieden und Ruh.“ und „Menschen kommen und gehen, Gott bleibt bestehen.“

Die Turmuhr

Die alte Turmuhr stammte aus dem Jahre 1878 und ging 1945 verloren. Dieses Vorkriegsuhrwerk hatte an der Nord-, Ost – und Südseite weit ins Land hinein sichtbare große Zifferblätter, von denen eines restauriert werden konnte und sich jetzt auf der Ostseite befindet. Bei Aufräumarbeiten wurde im Turm ein Uhrwerk mit Stoffunruhe aus dem 17. Jahrhundert gefunden.

Kriegsschäden des 2. Weltkrieges

Durch den Zweiten Weltkrieg hat die Kirche schwer gelitten. Am 30.03.1943 zerstörten Luftminen den Dorfkern, deckten die Kirchdächer ab und beschädigten Dachstühle und Giebelwände. Durch einen Sonderbaustab für Hönow wurden Bauernhäuser und Kirche noch 1944 wieder hergestellt. Zum Kriegsende wurde Hönow zur Festung erklärt. 30 Panzer lagen zerschossen um das Dorf und auf dem Kirchhof haben über 50 unbekannte Soldaten ihre ewige Ruhe gefunden. Die Kirche erhielt mehrere Artillerietreffer, die Giebel und die Straßenseite des Turmes wurden zerstört.
Nach dem Krieg diente das Dorf Hönow als Demobilisierungslager, erst 1947 konnten die Kirchdächer und der Turm notdürftig wiederaufgebaut werden.

Ebenfalls in den Kriegswirren kam der Schildkrötenpanzer, das Hönower Wappen, abhanden. Die Legende berichtet, es hätten Ungeheuer im See gelebt. Als eines Sonntages eine riesige Schildkröte zum Kirchenportal kroch wurde sie – mal vom Pfarrer, mal von den Bauern – ers
chlagen. Zur Erinnerung wurde der Panzer, der 4 Scheffel Gerste gefasst haben sollte, an der Empore aufgehängt. Nach alten Fotos war es ein Suppenschildkrötenpanzer von immerhin 1,8 x 1,2 m Durchmesser. Mittlerweile hat die Kirche wieder einen Schildkrötenpanzer erhalten. Es ist zwar nicht der originale, denn ist es ein Stück Geschichte, die durch ihn wieder zum Leben erweckt wird.

Die Orgel

Von der Vorkriegsorgel sind uns bis auf ein Foto keine Nachrichten überliefert worden. Unsere jetzige Orgel wurde in schweren Zeiten 1953 von der Firma Sauer neu gebaut, blieb mit nur 6 Registern aber ein Rudiment. Die Bauweise mit pneumatischen Kegelladen war damals schon umstritten und führte, als sie später leider auch vernachlässigt wurde zum Totalausfall. Zu Weihnachten 1996 wurde das Instrument durch die Firma Sauer generalüberholt und um das Register Mixtur erweitert. Erst am 20.12.1998 wurde die Orgel durch Rainer Wolter vollendet und feierlich eingeweiht. In 10 klingenden Registern (insgesamt 15 Register) erklingen heute 700 Pfeifen von 1cm Länge bis zu 2,75m bei 60 l Volumen. Wenn Sie mehr über die heutige Orgel erfahren möchten, klicken Sie hier!

Die Kirchensanierung

Die Kriegsschäden, nur notdürftig behoben, blieben 50 Jahre lang sichtbar. Die Südpforte war vermauert. Die Giebel, früher aus Backsteinen, wurden aus Abbruchsteinen aufgemauert und sind jetzt verputzt. Der Dachstuhl im Chor wurde aus Resten des vorhandenen Gebälks wiederhergestellt und der im Hauptschiff aus Leisten und Latten kunstvoll zusammengenagelt. Im Turm wurde mit Lehmmörtel eine Ziegelmauerwerksplombe von immerhin 10 m³ eingesetzt.

1989, mit dem Wachsen des Neubaugebietes, bekam die Kirchgemeinde wieder einen eigenen Pfarrer. Bei vielen Arbeitseinsätzen wurde der Kirchhof aufgeräumt und wieder geöffnet. Mit dem Wachstum der Gemeinde, wurde als Notausgang die Südpforte zu Weihnachten 1995 wieder geöffnet. Die Schwelle dieser Tür befindet sich auf „mittelalterlichem Niveau“.

Die Kirche ist seit 1987 denkmalgeschützt und wird im Sanierungsplan für den Dorfkern mit entsprechenden Maßnahmen ausgewiesen. Vom Oktober 1995 bis zum Juli 1996 wurde der Turm, überwiegend aus Kirchensteuermitteln, für 588.000 DM saniert.

Kirche und Orgel sind uns von den Generationen vor uns anvertraut und dabei Liebe und Last zugleich. Die Turmsanierung hat die finanziellen Mittel der Kirchgemeinde bei weitem überschritten und ist dabei doch nur der erste Bauabschnitt der Kirchsanierung gewesen.

1997 wurde er ehemalige Läuteboden zum Jugendraum ausgebaut und der Gehweg vor der Kirche erneuert. 1998 wurde die Orgel vollendet. 1999-2000 konnte die Kirchhofsmauer mit Hilfe der Kommune Hönow finanziert werden. 2001-2002 wurde die Sanierung der Kirche abgeschlossen. Hierzu wurden die Wände mit Ringankern gesichert und das Feldsteinmauerwerk neu verfugt. Die Dachstühle des Hauptschiffes und der Apsis wurden erneuert, der Chor durchrepariert. Die Neudeckung erfolgte wie beim Turm mit 20 mm starken Biberschwänzen. Krönender Abschluss zur Kirchweih am 10. Oktober 2002 war die Öffnung der drei wegen Kriegsschäden vermauerten Apsisfenster.

In 2004 wurde die alte Gebeinkapelle aus den 20er Jahren abgerissen. Sie war baufällig und von Pilzen verseucht. An der Stelle ist nun ein Funktionsgebäude mit Toiletten, Küche und Abstellraum errichtet worden. Die erforderlichen Abwasser-, Frischwasser und Elektroleitungen mussten ohne Störung der vorhandenen Grabanlagen verlegt werden. Dies war ein schwieriges Unterfangen. Auch die Kirchenbänke wurden erneuert. Eine Lehrlingsausbildungswerkstatt überarbeitet sie und machte die ersten beiden Bankreihen beweglich. Rechts der Kirche ist ein Pflasterweg fertig gestellt worden.

Leider zeigte sich im Frühjahr 2005, dass die Sanierung des Turms bei Weitem nicht alle Schäden behoben hatte. So wurde durch ein Holzgutachten festgestellt, das die Balkenköpfe des Glockenstuhls und der Hauptteil der tragenden Balken dringend saniert werden müssen. Aus diesem Grund konnte ein Jahr lang nur noch zu besonderen Anlässen mit der Hand geläutet werden. Die Sanierung des Glockenstuhls hat 140.000 EUR gekostet.

 

So lebt die Gemeinde heute wie vor Jahrhunderten durch ihre Freunde, durch Menschen die ihre Zeit, ihre Liebe und ihre Mittel einsetzten, um zu bewahren was uns anvertraut ist. Denn: es gibt nichts Gutes, außer man tut es!

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